Trance auf dem Donnersberg – Wie Wandern zum hypnotischen Erlebnis wird

Was passiert, wenn sich Füße bewegen – und der Geist zur Ruhe kommt? Eine ganz persönliche Erfahrung zwischen Wanderschuhen und Trance.

„Nur in der Bewegung, so scheint es, hat das Leben seinen Sinn.”“

Bertrand Russell

Mein erster Wandermarathon

Geschafft! 42 Kilometer mit über 1.500 Höhenmetern rund um den Donnersberg. Das war eine außergwöhnliche Erfahrung, die meinen Körper an seine Grenzen gebracht hat. In den letzten Wochen hatte ich mich darauf vorbereitet – mit regelmäßigen Wanderungen zwischen 20 und 30 Kilometern, einer intensiven Wanderwoche im Norden Mallorcas und täglichem Joggen. Dabei ist mir etwas aufgefallen, das mich als Hypnotiseur besonders fasziniert: Die Bewegung bringt mich oft in einen Zustand, der sich erstaunlich nach Trance anfühlt.

Bewegung bringt den Geist in Fluss

Nach etwa 30 Minuten gleichmäßiger Bewegung verändert sich etwas. Die Gedanken werden klarer, gleichzeitig freier. Die Wahrnehmung von Zeit beginnt sich zu verschieben – Kilometer verfliegen, ohne dass ich es bewusst merke. Ich bin wach, aber gleichzeitig in einer Art innerem Fokus, der sich vom normalen Wachzustand deutlich unterscheidet. Viele nennen das den Flow-Zustand – ich erkenne darin ganz klar Elemente einer hypnotischen Trance wieder.

Was im Gehirn passiert, wenn du in Bewegung kommst

Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist das kein Zufall. Monotone, rhythmische Bewegungen wie Laufen, Gehen oder Radfahren aktivieren das default mode network im Gehirn – das Netzwerk, das für Tagträume, Selbstreflexion und kreative Prozesse zuständig ist. Gleichzeitig wird der präfrontale Cortex, also der „Chef im Kopf“, ein wenig ruhiger. Das ermöglicht den Zugang zu inneren Bildern, Gefühlen und intuitiven Einsichten – ganz ohne äußere Anleitung.
Du bewegst Dich – und Dein Inneres bewegt sich mit.

Hypnose in Bewegung – Aktiv-Wach-Hypnose

In der Hypnose wird dieser Effekt ganz gezielt genutzt. Die sogenannte Aktiv-Wach-Hypnose arbeitet mit genau diesem Prinzip – z. B. auf einem Stepper oder Heimtrainer. Der Körper bleibt aktiv, während der Geist sich fokussiert. Diese Form der Trance wird u. a. zur Stressreduktion, zur Konzentrationssteigerung, zur Lösungsfindung oder zur Stärkung innerer Ressourcen eingesetzt.

Doch du brauchst kein Studio dafür – ein Spaziergang oder eine Wanderung reicht völlig aus.

Kleine Selbsthypnose-Übung: Gedanken-Schritte

Wenn du das nächste Mal zu Fuß unterwegs bist, probier doch einmal Folgendes:

Wähle ein Thema, das dich beschäftigt – eine Entscheidung, ein Wunsch, eine Frage.
Beginne zu gehen, in gleichmäßigem Tempo. Finde Deinen Rhythmus.
Nach einer Weile wiederholst du mit jedem Schritt innerlich einen Satz, z. B.:
„Mit jedem Schritt wird es klarer.“
„Ich finde meine Richtung.“
„Ich lasse los, was mich belastet.“
Lass Gedanken kommen und gehen, ohne Druck. Beobachte einfach, was sich zeigt.
Nach 15–30 Minuten nimm bewusst wahr, wie sich Dein innerer Zustand verändert hat.

Schritt für Schritt zu neuen Einsichten

Auch beim Marathon habe ich mir das zunutze gemacht: Gerade bei schwierigen und langen Steigungen konnte ich gedanklich abschalten, mich in einen Flowzustand versetzen und so dem Ziel Schritt für Schritt näherkommen.

Du brauchst keinen Wandermarathon, um Trance in Bewegung zu erleben. Vielleicht gehst du einfach nach dem Lesen dieses Beitrags eine kleine Runde spazieren. Nimm Dir ein Thema mit. Lass Deine Gedanken mit Deinen Schritten wandern.

Und wer weiß – vielleicht findest du nicht nur frische Luft, sondern auch eine neue Sichtweise.

Nach oben scrollen